Okuläre Manifestation des Felinen Herpesvirus

"Einmal Herpes - Immer Herpes" - Therapierbar aber nicht heilbar - 100% aller infizierten Katzen bleiben Virusträger

Das FHV-1 ist ein weltweit ubiquitär bei der Katze vorkommendes DNA a-Herpesvirus, welches Replikationsschäden an mukosalen Epithelien induziert. Die Infektion kann nasal, oral oder konjunktival erfolgen. Während die Virusausscheidung über diese Wege erst 1–3 Wochen post infectionem auftritt, sind bereits ein bis zwei Tage nach Virusaufnahme die ersten Epithelzellnekrosen in den Nasengängen, dem Nasopharynx und der Konjunktivalmukosa vorhanden. Am Auge kommt es zusätzlich zur Virusreplikation im Korneaepithel.

Die häufigste okuläre Manifestation der FHV-1-Infektion ist die meist bilaterale Konjunktivitis. Sie resultiert aus einer sekundären bakteriellen Besiedlung der virusgeschädigten Zellen. Während bei der Mehrheit infizierter Katzen binnen 10–20 Tagen eine komplikationslose Selbstheilung eintritt, kann es vor allem bei immungeschwächten Tieren zur chronischen oder rezidivierenden Erkrankung kommen.

Die FHV-1-Keratitis wird durch eine Reaktivierung von latentem Virus ausgelöst und ist vor allem bei adulten Katzen anzutreffen. Das Auftreten dendritischer Korneaulcera ist nahezu pathognomonisch für die FHV-1-Infektion und resultiert direkt aus dem zytopathischen Effekt des Virus auf die Basalzellschicht des Korneaepithels. Als Folge rezidivierender Keratitiden kann es zur Ausdehnung der Veränderungen auf die tiefen Zellschichten der Hornhaut und somit zur stromalen Keratitis kommen.

Bei der eosinophilen Keratitis handelt es sich um eine infiltrative, progressive Erkrankung der Kornea. Dabei ist im lateralen oder nasalen Limbus eine pink bis weiße, unregelmäßige, vaskularisierte Masse vorhanden, die sowohl die Kornea als auch die Konjunktiva betreffen kann. Die Keratokonjunktivitis sicca (KCS) kann nach rezidivierenden oder chronischen Blepharokonjunktividen auftreten. Unbekannt ist, ob sie Ursache einer primären Schädigung des Tränendrüsengewebes oder des Ausführungsgangepithels ist.

Insbesondere bei brachycephalen Rassen ist die nur bei der Katze vorkommende feline Hornhautnekrose (Cornea nigra) nach rezidivierenden Ulcerationen der Kornea beschrieben. Die genaue Ursache und Pathogenese dieser Erkrankung sind unbekannt, doch die Degeneration des Stromakollagens mit Ablagerung von dunkelbraunem Pigment ist charakteristisch. Kommt es in den ersten 14 Lebenstagen zur FHV-1-Infektion, kann nach dem Auftreten einer mukopurulenten Konjunktivitis eine Dehnung der Augenlider oder durch ein Verkleben der Augenlider mit der Kornea eine Ophthalmia neonatorum resultieren. Auch die Ausbildung eines Symblepharons ist bei FHV-1-infizierten Jungkatzen häufig.

Neben diesen auf die Kornea und Konjunktiva beschränkten Erkrankungen kann es jedoch auch durch die Beteilung innerer Augenstrukturen zur anterioren Uveitis kommen. Die Diagnose akuter okularer FHV-1-Infektionen basiert im Allgemeinen auf den typischen Befunden am Auge und Respirationstrakt. Im Einzelfall und bei chronischen Erkrankungen können jedoch weitere Laboruntersuchungen nötig sein. Dabei wird neben der zytologischen Untersuchung von Gewebsproben vor allem die PCR durchgeführt. Direkte Fluoreszenz- Antikörpertests am äußeren Auge führen bei chronischen Infektionen häufig zu falsch negativen Ergebnissen. Serologische Tests wie der ELISA sind wegen der Antikörpertiter gegen das FHV-1 aufgrund der Impfungen gegen die feline Rhinotracheitis (ebenfalls FHV-1) wenig sinnvoll.

Während primäre FHV-1-Infektionen des Auges eine gute Selbstheilungstendenz aufweisen, kann sich die Behandlung chronischer Erkrankungen als schwierig erweisen und Rezidive oft nicht verhindern. Primäres Ziel ist, eine bakterielle Besiedlung des Auges zu verhindern oder zu eliminieren. Dies wird im Allgemeinen durch eine viermal tägliche Gabe einer Oxytetrazyclin-haltigen Augensalbe erreicht. Ebenso hochfrequent kann die lokale Gabe von antiviralen Medikamenten (z. B. Trifluoridin) erfolgen. Ebenso kann Virbagen Omega (Katzen Interferon) - zubereitet als Augentropfen - seine Wirkung zeigen.Zur Unterstützung der Epithelregeneration sollte zusätzlich zweimal täglich 30 Minuten nach der Medikamentengabe Hylo-Comod od. SolcoserylAugengel appliziert werden.

Die orale Gabe von 250 mg LLysin/ Katze 2 x tgl. resultiert in einer verminderten Ausbreitung des FHV

Praktischer Tierarzt 83: 9, 784 (2002) © Schlütersche GmbH & Co. KG, Verlag und Druckerei

Nachsatz / 13. 8. 2006.: Die Applikation von Trifluoridin (TRIFLUMAN) hatte teilweise wenig Erfolg.
Die besseren - wenn auch nicht gesicherten - Erfolge sind dann zu erzielen mit dem Interferon Virbagen Omega - zubereitet als Augentropfen:
3 x tgl 1 Tropfen in jedes Auge für die Dauer von 14 Tagen.
Neben Oxytetracyclin-haltigen Augensalben zeigen sich auch Ciprofloxacin-haltige Augentropfen oder Salben - CILOXAN® - als wirkungsvoll gegen die begleitende Chlamydieninfektion.

Nachsatz / Dez. 2006
FAMVIR Virustatikum - 1/4 Tabl. für 3 Wochen - Kätzchen 1/8

Nachsatz zur Therapie / Nov. 2009
Zur Unterstützung der Epithelregeneration sollte zusätzlich zweimal täglich 30 Minuten nach der Medikamentengabe
Hylo-Comod od. SolcoserylAugengel appliziert werden.

Nachsatz zur Therapie / Jänner 2011
Zur Unterstützung der Epithelregeneration haben sich die Bepanthen Augentropfen sehr gut bewährt


H. Spadiut

©by FTA Dr. Hubert W. Spadiut, Graz, Austria / November 2009

Merkblatt zur Herpesvirusinfektion bei der Katze